Willkommen und Abschied 2.0

Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich schon wieder zuhause. Wobei, eigentlich war ich doch das ganze letzte Jahr auch zuhause, denn so hat es sich in Peru definitiv angefühlt, nach zuhause. Bevor ich jetzt aber zu ausschweifend über die Ankunft in Deutschland schreibe, möchte ich euch zunächst gerne noch die letzten Tage in Peru näherbringen und berichten, wie der Abschied dort gestaltet wurde.

Letzte Wochen in Peru

Nach einer letzten Woche mit normalem Arbeitsalltag, in der ich nochmal gemerkt habe, wie sehr ich für diese Arbeit brenne, aber dass eine Pause mir jetzt auch sehr gut tun wird, begann die Woche der Verabschiedungen.

Wir wurden in den Programmen mal mehr, mal weniger intensiv verabschiedet, haben Freunde und Freundinnen das letzte Mal gesehen und Orte das letzte Mal besucht. Das hat sich manchmal zwar gezogen und war teilweise typisch peruanisch unorganisiert, war aber emotional trotzdem wichtig, um das Ende “abzurunden”. All diese Aktionen hatten für mich einen komischen Beigeschmack, da mir ja durchaus bewusst war, dass ich diese Dinge voraussichtlich nie wieder oder zumindest für einen langen Zeitraum nicht mehr machen werde, und trotzdem hat es sich nach “Alltag” angefühlt. Nach einem Jahr Leben in Lima habe ich mich so zuhause gefühlt, dass der bloße Gedanke, bald woanders zu sein, mir unwirklich vorkam.

Unter diesen „letzten Malen“, wie dem letzten Mal im Hauskreis, oder im Deutschunterricht, ist mir das letzte Mal arbeiten in Independencia besonders schwer gefallen. Ich habe die Kinder dort im vergangenen Jahr sehr ins Herz geschlossen und jeden noch so anstrengenden Samstag genossen. Und nicht nur das, ich hatte auch das Privileg, viele ihrer Familien näher kennenlernen zu dürfen und mir dadurch mit der Zeit ein großes “Hintergrundwissen” zu den Teilnehmenden angeeignet, was für die Arbeit an einem Ort wie „Inde“ super wertvoll ist. Das hinter sich zu lassen kommt mir grade zu falsch vor. Es hat mir extrem leidgetan, wie traurig viele waren, dass wir jetzt gehen müssen, auch wenn das irgendwie auch zeigt, dass unsere Arbeit Frucht getragen hat und ihnen gefallen hat.

Neben dem Abschied auf der Arbeit wurden wir natürlich auch von unseren Freunden verabschiedet, sei es durch einen großen Quizabend oder eine Überraschungsfeier mit liebevoll zubereiteten peruanischen Snacks.
Meine Familie hat mit mir auch nochmal einen Ausflug gemacht. Ich bin ihnen so unfassbar dankbar, wie gut sie mich aufgenommen haben, so dass ich wirklich ein Teil der Familie geworden bin. Ich habe zu meiner Gastschwester ein so gutes Verhältnis aufgebaut, dass ich sie zu meinen engsten Freundinnen zählen kann, was ein großes Privileg ist.

Wir hatten auch noch ein zweitägiges Seminar, bei dem wir nochmal viel über das letzte Jahr reflektieren und Ungeklärtes klären konnten. Es war hilfreich, um sich auf den “Nachhausekommschock” vorzubereiten, aber genau verstehen tut man es doch erst, wenn man drinsteckt. Oder selbst dann nicht.

Das Ende eines Jahres

Ganz am Ende stand noch die institutionelle Verabschiedung auf dem Programm. Dort wurden uns diese tollen Mützen-Schals geschenkt 🙂 und nette Worte an uns gerichtet. Da wurde es dann plötzlich wirklich ernst.
Und dann hieß es endgültig am Flughafen Abschied nehmen, nachdem Mazin erstmal wegen Gepäckübergewicht 5 Liter Inca Kola wieder aus seinem Koffer entfernen musste. Viele kamen sogar noch bis an den Flughafen mit, um uns zu verabschieden.
Man vergisst leicht, dass man sich ja auch von den Mitvolontären verabschieden muss. Wir haben jetzt ein Jahr konstant Zeit und Erlebnisse geteilt und jetzt geht jeder wieder seinen eigenen Weg. Das muss ja auch so sein, aber ich hoffe von ganzem Herzen, dass wir in Kontakt bleiben, denn wir hatten eine sehr harmonische und lustige Zeit gemeinsam und haben viel voneinander und miteinander gelernt. Aber in ein paar Tagen werden wir uns auch auf einem Rückkehrerseminar nochmal sehen.

Und jetzt?

Jetzt bin ich, wie gesagt, seit einigen Tagen schon wieder in Deutschland. Es war mehr als hart, das Leben in Peru, meine Freunde und meine dort gewonnene Familie zurückzulassen und wieder in das bekannte, aber aktuell immer noch fremde Siegerland zurückzukommen. Ich freue mich natürlich auch wieder hier zu sein, aber ich brauche aktuell noch Zeit mich wieder einzugewöhnen. Wie dieser Prozess abläuft, möchte ich euch gerne in meinem nächsten und voraussichtlich letzten Blogbeitrag erzählen.


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